Geschichte und Bedeutung von Yin Yoga

Yin Yoga hat seinen Ursprung im Hatha Yoga. Der Entwickler Paulie Zink kombinierte Hatha Yoga und Tao Yoga in den späten 1970er Jahren zu der sanften Art des Yin Yoga. In den 1990ern verfeinerten Paul Grilley und Sarah Powers die Yoga-Art und machten sie für das breite Publikum bekannter. Yin Yoga ist also noch ein sehr junger Yogastil mit einem sehr genauen Fokus. Das ganzheitliche Konzept dieses Konzepts liegt nicht im Yin Yoga selbst, sondern in seiner ergänzenden Haltung zu unserem Lebensstil.

Warum heißt es Yin Yoga? Man möchte meinen, dass es sich um einen Stil handelt, der ausschließlich von Frauen ausgeübt wird. Aber namensgebend war der Umstand, dass unser schnelllebiger Alltag durch seine aktive Dynamik vorwiegend auf der Seite des Yang stattfindet. Auch die meisten Sportarten, die wir in unserer Freizeit zum Ausgleich praktizieren, sind im Spektrum des Yang angesiedelt. Yin und Yang beschreibt das Gleichgewicht der Gegensätze. Während Yang maskulin, aktiv und dynamisch ist, wird Yin, der ausgleichende Gegenpol, als feminin, passiv und ruhend beschrieben. Yin Yoga entstand also als Gegenbewegung, um das Gleichgewicht zwischen den Energien in unserem modernen Lebensstil wiederherzustellen. Im Fokus stehen dabei der Körper und der Geist gleichermaßen.

Was bewirkt dieser Yogastil?

Yin Yoga adressiert dich ganzheitlich. Körperlich werden mit den Asanas alle Körperbereiche gedehnt. Muskeln, Bänder und Sehnen werden durch die langen, statischen Übungen sanft geschmeidig gemacht. Die Asanas werden lange gehalten, so wird auch das tiefliegende Bindegewebe erreicht. Dort können die Dehnungen verklebte Faszien und muskuläre Verspannungen lösen. Die Flexibilität deines Körpers wird erhöht, Rückenschmerzen können sich reduzieren oder ganz verschwinden.

Auf der geistigen Ebene wirkt der Yogastil wie eine stille Meditation. Die lang gehaltenen Asanas führen dich dazu Ruhe in deinen Körper und Geist zu bringen. Dein Fokus liegt auf der Körperhaltung und darauf, die Muskeln zu entspannen. Ähnlich wie bei einer Kurzmediation erlangst du mit statischen Asanas eine Auszeit, in der du dich auf das Hier und Jetzt konzentrierst.

Eine Studie von 2018 bestätigt die positive Wirkung von Yin Yoga. In der fünfwöchigen Studie wurde eine signifikante Auswirkung auf die Psyche festgestellt. Stressreaktionen wie Angst, Depression und Schlafstörungen reduzierten sich. Die Probanden selbst gaben dies an, aber auch physiologische Untersuchungen stützten diese Wahrnehmung.

Wie funktioniert Entschleunigungsyoga?

Wir haben Yin Yoga schon als ruhigen, passiven Yogastil beschrieben. Die meisten Asanas werden im Sitzen oder Liegen durchgeführt. Du kommst du hier nicht ins große Schwitzen, dennoch sind die Übungen anspruchsvoll – denn sie werden für 3 bis 7 Minuten gehalten.

Auch wenn viele Asanas identisch zu denen anderer Yogastile wirken, heißen sie anders. Dadurch wird die unterschiedliche Ausführung der Übungen verdeutlicht. Denn grundlegend für diese Yoga-Art ist es, so wenig Muskelanspannung wie möglich auszuüben. Alle Muskelpartien, die zum Halten eines Asanas nicht notwendig sind, sollten lockergelassen werden, damit sich ein meditativer Zustand einstellen kann.

Die Dehnung erfolgt häufig mithilfe von Schwerkraft. Im Fokus stehen Übungen wie Vorbeugen, leichtes Rückbeugen, Drehhaltungen und Hüftöffner. Nach jeder Position solltest du dich in einer neutralen Rücken- oder Bauchlage kurz entspannen.

Wie wird Yin Yoga praktiziert?

Dein Leben ist individuell – ebenso fügt sich Yin Yoga individuell in deine Yogapraxis ein. Dein Körper führt dich durch die Positionen und muss sich nicht in die Form eines Asanas drängen lassen. Also sind Hilfsmittel wie Polster, Decken oder Therabänder sinnvolle Begleiter. Beachte, dass du ein Asana mehrere Minuten halten können solltest – die Position sollte also angenehm und komfortabel sein.

Eine Yogaposition im Yin Yoga ist eine Einladung, dein Körper entscheidet durch seine Beweglichkeit selbst, wie weit er dieser Einladung folgen möchte bzw. kann. Zwei Faktoren beeinflussen die Ausführung: Verspannung und Kompression. Die Kompression beschreibt den natürlichen Bewegungsradius, der durch deinen Körperbau entsteht. Merkst du bei einer Bewegung, dass diese anatomisch an einer Grenze ist, weil deine Knochen weitere Bewegung nicht zulassen, dann solltest du diese Bewegung reduzieren. Spürst du, dass deine mangelnde Bewegungsfähigkeit auf Verspannung zurückzuführen ist, dann solltest du behutsam und vorsichtig weitermachen. Denn genau diese Verspannung kann Yin Yoga lösen. Verspannungsschmerzen sind eher flächig und führen vom Gelenk weg – eine sanfte Dehnung dieser Areale wird dich beweglicher und schmerzfreier machen. Schmerzen im Gelenk sind eher punktuell – diese solltest du vermeiden.

Was brauchst du für Yin Yoga?

Wie schon erwähnt gestalten Hilfsmittel deine Yogapraxis angenehmer:

• eine weiche Yogamatte, wie z.B. eine Rollmatte oder Klappmatratze aus Kapok
• ein Stützkissen und ein Zafukissen
• eine Nackenrolle und ein Papayakissen
• bequeme Kleidung

Für wen eignet sich Yin Yoga?

Du wirst es vermutlich schon zwischen den Zeilen gelesen haben. Der sanfte Yogastil eignet sich für jeden, der einen Ausgleich zu einem stressigen Alltag sucht. Alle, die Entschleunigung in ihr Leben holen möchten und das Gefühl haben, körperlich flexibler und geistig entspannter zu werden zu wollen, sollten Yin Yoga mal ausprobieren. Egal, welches Alter und welches Geschlecht, Entschleunigungsyoga hat viele positive Auswirkungen und kann auch von Anfängern praktiziert werden.

Bildnachweise:

Titelbild: Conscious Design on Unsplash
Zwei Frauen Yoga: Cliff Booth from Pexels
Mann Yoga Hüftöffner: Benn McGuiness on Unsplash