Als ich im vergangenen Sommerurlaub durch einen Botanischen Garten an der Côte d’Azur spazierte, wanderten meine Augen über einen erstaunlichen, ja majestätischen Baum. Er hatte riesige Samenschoten, die mit etwas gefüllt waren, das man liebevoll als „Baumwolle“ hätte bezeichnen können – eine weiche, seidige Faser, die herrlich flauschig war.
Vor lauter Neugier gepackt wandte ich mich an einen der Gärtner, ob er denn vielleicht wisse, um was für ein Wunder der Natur es sich bei diesem prachtvollen Baumriesen handele?
Dieser gab mir bereitwillig Auskunft, dass dies ein Kapokbaum sei. Er erklärte mir zudem, dass die Füllung der Samenkapseln in vergangenen Zeiten als Füllmaterial, z.B. für Matratzen, Sofas und sogar Rettungsringe verwendet wurde. Im Zuge der industriellen Weiterentwicklung ersetzten dann Polyurethan (Schaumstoff) und Polyester auf der Basis von fossilen Brennstoffen (Erdöl) diesen Naturfüllstoff. Das ist also Kapok – doch welche Fakten und Mythen ranken noch um den Wunderstoff? Was macht Kapok zu einem grandiosen Material? Es stellte sich also heraus, dass dieser wunderschöne Baum eine sehr coole Naturfaser produziert, die es allemal wert ist kennenzulernen!
Den meisten unserer Mitmenschen ist das Wort Kapok vermutlich noch nicht über den Weg gelaufen. Finden wir schade! Doch, warum es Zeit wird dies zu ändern? Kapok ist der Gamechanger, wenn es um Nachhaltigkeit geht.
Wir stellen dir in diesem Beitrag die faszinierende Kapokfrucht vor und berichten dir von dem fast verloren gegangenen Wissen über diesen atemberaubenden Baum.
Was ist Kapok?
Kapok ist eine natürlich vorkommende Faser, die auf dem lat. Ceiba pentandra Baum wächst, den wir auch als Kapokbaum kennen.
Mit einer Höhe von bis zu 75 Metern erhebt sich die gigantische Kapok-Baumkrone 10 bis 20 Meter über ansonsten dichtes Dschungeldach. Sein Stamm ist kerzengerade und oftmals mit großen Dornen besteckt. Der Baum blüht sozusagen über den Wolken. Diese Urwaldgiganten wachsen hauptsächlich in heißen Klimazonen, wie z. B. in Südostasien und Mittelamerika, aber auch in einigen Teilen Mexikos, Indiens, Australiens und sogar auf Hawaii.
Wie Kapok geerntet wird
Die Kapokfaser selbst wächst in den Schoten, die am Kapokbaum wachsen. Diese Schoten können dabei auf zweierlei Arten geerntet werden, indem man sie von den Bäumen entfernt oder (wie es der Regelfall ist) indem man die Schoten öffnet, die auf natürliche Weise auf den Boden fallen.
Das Ernten von Kapok schadet dem prächtigen Baum selbst nicht und beeinträchtigt auch nicht seine Fähigkeit, die Schoten wieder neu wachsen zu lassen. Nach dem Sammeln wird Kapok üblicherweise in verschiedene Qualitäten eingeteilt. Dabei werden die Fasern nach ihrer Farbe (von weiß bis gelb) und dem Anteil an organischen Stoffen (wie Samen oder Stängel) im Kapok klassifiziert.
Hier haben wir dir ein kurzes Video eingefügt, dass den Ernteprozess anschaulich darstellt.
Wie fühlt sich Kapok an?
In seiner natürlichen Form ist Kapok ein unglaublich flauschiges Material, das ähnlich aussieht wie Baumwolle und sich seidig weich anfühlt. Wahre Kenner bezeichnen die edle Schote deshalb auch als Seidenbaumwolle.
Die gesundheitlichen Vorteile von Kapok
Kapok ist von Natur aus wasserabweisend, so dass Feuchtigkeit abgeleitet wird und so für ein angenehmes Schlafklima gesorgt wird.
Da die wundersame Kapokfaser von Natur aus hypoallergen ist, eignen sich mit Kapok befüllte Thaikissen oder -Klappmatratzen besonders für Allergiker. Während gewöhnliche Materialien wie Daunen und Polyester für Hausstaubmilben ein gefundenes Fressen sind, hat Kapok von Natur aus einen Bitterstoff in sich, den Hausstaubmilden zu meiden scheinen.
Die grüne Alternative
Kapok wird schon seit dem Altertum von der lokalen Bevölkerung Südostasiens verwendet, da er sich in den ländlichen Regionen, in denen die Kapokbäume wachsen, als idealer und umweltverträglicher Füllstoff bewährt hat.
Dort wird Kapok traditionell seit Jahrhunderten für die Herstellung von Kleidung und Thaikissen geerntet und verwendet, hat es in den letzten Jahren auch hier im Westen als echte nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Materialien an Popularität gewonnen.
Sogar die besonders ressourcenintensive Modeindustrie hat die Vorteile von Kapok erkannt, und immer mehr Modemarken führen mittlerweile ganze Kleidungskollektionen aus Kapok ein.
Wenn du als Verbraucher deinen CO2-Fußabdruck verringern möchtest ist Kapok hier die Faser der Wahl! Toll oder?
Warum sind Thaikissen C02- Neutral?
Ganz einfach – die Kapokbäume des thailändischen Urwalds wachsen ohne menschliches Zutun jahrzehntelang auf natürliche Weise weiter. Dabei können sie ein überaus stolzes Alter von bis zu 500 (!) Jahren erreichen.
Wie die Bäume dies schaffen?
Nur mit Hilfe des natürlichen Regenfalls – und frei von Dünger sowie jeglichen Pestiziden – produzieren die Bäume jede Erntesaison ihre kostbaren Kapokfasern und geben dabei zusätzlich saubere Luft an ihre Umgebung ab. Um als Füllstoff verwendet werden zu können, muss Kapok nur äußerst wenig weiterverarbeitet werden.
Für die Verarbeitung anderer Füllstoffe, wie Baumwolle werden hingegen zehntausende Liter Wasser benötigt.
Welche Mythen ranken um Kapok?
In den Mythen der Mayas war der Baum heilig, er wurde als eine direkte Verbindung angesehen für die Seelen der Toten um von der Erde (wo das Leben „stachelig“ ist) in den Himmel (wo alles blüht) zu gelangen. Seine Blüten sind also wie ein Schnappschuss vom Paradies.
Die Santería eine der größten karibischen Religionen definiert die Ceiba, wie der Kapokbaum auf Spanisch heißt, als Sitz eines Gottes, der für Überfluss und Wohlstand steht. Auch versammeln sich andere Götter, dort Orishas genannt, zwischen den mächtigen Wurzeln des Kapokbaums.
Möchtest du einen so sagenumwobenen Baum nicht auch dein Eigen nennen können? Wir haben in einem unserer Blogbeiträge eine Step-by-Step Anleitung, wie du dir deinen eigenen Kapokbaum heranzüchtest.